Regionale Gehölze
Sträucher und Bäume mit Heimvorteil
…heimische Gehölze vermehren, vor dem Verschwinden retten und bunte Vielfalt in Gärten und Landschaft bringen…
Die Idee des Vereins "Regionale Gehölzvermehrung (RGV) Niederösterreich" wandert nach Kärnten! Mit dem Projekt "Regionale Gehölzvermehrung Kärnten" soll auch in unserem Bundesland die Vielfalt heimischer Wildgehölze "vermehrt und verwurzelt" werden.
Über den konventionellen Saatgut- und Pflanzenhandel gelangen pro Jahr zehntausende Gehölze in Gärten und die freie Natur Kärntens, deren Ursprung und Herkunft weit außerhalb des Bundeslandes oder sogar weit außerhalb Europas liegt. Sowohl das Saatgut als auch Sämlinge und verkaufsfertige Pflanzen werden in der Regel von spezialisierten Vermehrungsbetrieben aus dem Ausland zugekauft, ohne die genetische Herkunft zu berücksichtigen. Bei der Verwendung gebietsheimischer (autochthoner) Gehölze ergeben sich jedoch nachweislich naturschutzfachliche und wirtschaftliche Vorteile. Würden die genetischen Reserven der Flurgehölze verloren gehen, könnte dies weitreichende Folgen für unsere Kulturlandschaften und biologischen Ressourcen nach sich ziehen.
Es ist also nicht gleichgültig, woher die Hasel, die Schlehe, der Wacholder oder der Faulbaum für unseren Garten oder die freie Landschaft stammt. Spätestens wenn ein Gehölz nicht so gedeiht wie erwartet, kann das an der weit entfernten Herkunft des Saatgutes oder der gekauften Pflanze liegen. Vergleichspflanzungen belegen deutlich bessere Anwachsergebnisse und eine überlegene Vitalität des heimischen Pflanzenmaterials sowie eine positive Wirkung auf die Biodiversität.
Heimische Wildgehölze haben viele Vorteile. Sie sind …
- seit Jahrtausenden an die Gegebenheiten der Heimatregion angepasst, vital und wüchsig
- wertvolle Nahrungsgrundlage und Lebensraum für hunderte Tierarten
- wichtige Elemente unseres Naturerbes und der Artenvielfalt
- Zukunfts-Bausteine für die Züchtung von resistenten Pflanzen
- nahezu für alle gärtnerischen Ansprüche und den Landschaftsbau geeignet.
Im Kooperationsprojekt der RGV mit der Arge NATURSCHUTZ werden heimische Gehölzarten vermehrt, kräftige Jungpflanzen herangezogen und letztendlich wieder in der Region ausgepflanzt, aus der sie ursprünglich abstammen. Damit werden, wie bereits seit 20 Jahren in Niederösterreich, wichtige Beiträge zur Erhaltung der genetischen Vielfalt der regionalen Wildgehölzflora geliefert und wirksame Maßnahmen zur Bewahrung des Kulturlandschaftscharakters und des Landschaftsbildes geleistet.
Wichtige Habitatstrukturen für Vogelarten wie z.B. den Neuntöter oder für das Niederwild können geschaffen, die Nahrungsgrundlage für Bienen und andere Insektengruppen verbessert und Uferbegleitgehölze an Gerinnen entwickelt werden.
Durch die in Abstimmung mit der Naturschutzabteilung durchgeführte Vermehrung von Arten mit Schutzstatus können auch Arten erhalten werden, die gemäß Roter Listen und gesetzlicher Regelungen bedroht bzw. geschützt sind.
Neben der Vermehrung der garantiert heimischen Gehölze soll die regionale Gehölzflora mit ihrer naturschutzfachlichen Bedeutung auch anschaulich vermittelt und der Bevölkerung im Rahmen von Veranstaltungen sowie mit bewusstseinsbildenden Aktionen und Materialien näher gebracht werden.
Aktivitäten 2022
Im Jahr 2022 wurde wieder fleißig gesammelt - am 12. November 2022 wird diesmal an zwei Standorten (Klagenfurt und Villach) der 2. Kärntner Heckentag stattfinden.
Aktivitäten 2021
Am 13. November 2021 fand in Kärnten zum ersten Mal der 1. Kärntner Heckentag statt. Bei der Veranstaltung im Stadtgarten Klagenfurt konnte man heimische Gehölze aus garantiert regionaler Vermehrung kaufen und sich neben Expertentipps zur Pflanzung und Pflege auch Infos zu deren Verarbeitung holen. Birdlife Kärnten informierte über die Vogelwelt Kärntens und der Bienenzuchtverein Stadtbienen Klagenfurt über die Bienenhaltung in der Stadt.
Aktivitäten 2019
Im Jahr 2019 wurde das Besammlungsgebiet auf ganz Kärnten ausgeweitet. Die vier Großregionen Kärntens
- Zentralalpen - zentraler Teil,
- Südalpen,
- Zentralalpen - südöstlicher Teil und
- Klagenfurter Becken
boten den räumlichen Rahmen für die Bestandeserkundung, Bestandesauswahl und in weiterer Folge für die Besammlungen.
Bei der Auswahl der zu besammelnden Arten wurde ein Schwerpunkt auf solche mit ökologischem Mehrwert, schöner Blüte und Nutzen gelegt. Im Jahr 2019 konnten in 53 Sammelbeständen von 23 Gehölzarten insgesamt rund 116 kg Wildgehölzfrüchte gesammelt werden.
Aktivitäten 2018
Am 13. Oktober 2018 fand beim neuerrichteten Europaschutzgebietszentrum Mannsberg-Boden im Natura 2000-Gebiet Mannsberg Boden ein Gehölzfest statt. Als besonderes Highlight konnten im Zuge der Veranstaltung rund 1.100 Pflanzen (Asch-, Reif-, Bruch-, Silber- und Purpur-Weiden, Gewöhnliche Heckenkirsche, Roter Hartriegel sowie Gewöhnlicher Liguster), welche ihren Ursprung im Projektgebiet haben und im Zuge des Projektes vermehrt wurden, kostenlos abgegeben werden.
Das Heckenfest wurde vom Hausherrn Hannes Löschenkohl (der ein Rahmenprogramm mit verschiedenen Ausstellern organisierte und für die Verpflegung verantwortlich war), Andreas Patschka (Obmann des Vereins RGV) und Klaus Krainer eröffnet. Für die feierliche Umrahmung sorgte der Schulchor der VS Kappel am Krappfeld unter der Leitung von Elvira Priebernig.
Die rund 450 Besuchern hatten nicht nur die Möglichkeit, heimische Sträucher mit nach Hause zu nehmen, sondern auch die Gelegenheit, das zwei Wochen davor eröffnete Europaschutzgebietszentrum Mannsberg-Boden des Vereins FARN zu besichtigen und die von mehreren Künstlern selbst angefertigten Kunsthandwerksstücke aus Keramik, Holz, Wolle, Honig und einiges mehr zu bewundern und auch käuflich zu erwerben.
Den Kindern wurde ein vielfältiges Programm angeboten, sie hatten die Möglichkeit mit Hilfe von Keksausstechern Pflanzen- und Tiermotive aus Ton zu basteln, Raupen aus Stutzen zu stopfen und sich an verschiedenen Malvorlagen zu betätigen.
Im Zuge des Gehölzevents wurden auch geführte Gehölzexkursionen angeboten. Entlang einer sorgfältig geplanten Route zu ausgewählten Hecken in der näheren Umgebung des Europaschutzgebietszentrums wurden spannende Unterschiede und Eigenarten der Frucht und Blüte typischer Arten vermittelt, ökologische Bezüge zu Wuchsstandorten und vielen Tierarten hergestellt, sowie die naturschutzfachliche Bedeutung wie auch praktische Tipps zur Pflanzung, Pflege und Nutzung erklärt.
Aktivitäten 2017
Bestandesauswahl, Schulung und Dokumentation, Besammlung
Die Bestandeserkundung, Kartierung und Besammlung von Sammelbeständen in den verschiedenen Regionen wird von MitarbeiterInnen der Arge NATURSCHUTZ durchgeführt, die von Experten der RGV eingeschult und betreut werden.
Die Ergebnisse werden in eine Webdatenbank eingespielt und können von berechtigten Personen jederzeit eingesehen werden. Dies alles ist v.a. für die Qualitätsgarantie erforderlich und ermöglicht eine lückenlose Ablaufzertifizierung.
Mit Stand Oktober 2017 wurden mehr als 40 Sammelbestände kartiert.
Nach der ersten Besammlungsaktion von Früchten im Herbst 2016 wurden im Frühjahr 2017 insgesamt ca. 480 Steckhölzer von ausgewählten Arten (hpts. Weiden) sowie Weiden-Sämlinge besammelt, beschriftet und an die Partnerbaumschule Amon nach Nideröstereich geschickt.
Im Sommer und Herbst 2017 konnten von rund 20 Arten insgesamt über 115 kg Früchte gesammmelt werden. Die Früchte wurden unmittelbar nach der Besammlung ordnungsgemäß beschriftet, verpackt und zur Saatgutreinigung an den Kooperationspartner RGV verschickt.
Bei bei den Besammlungen wurde darauf geachtet, jene Arten, deren Vermehrung über das Forstliche Vermehrungsgutgesetz geregelt ist, nicht in die Besammlungstätigkeit aufzunehmen.
Die Anzucht und der Samen erste Verschulung der Jungpflanzen erfolgt über die Partnerbaumschule Amon in Nideröstereich. In weiterer Folge wird die Verschulung der angezüchteten Pflanzen von einer Kärntner Baumschule durchgeführt werden.
Biotopkartierung in fünf ausgewählten Landwirtschaftsbetrieben
In fünf ausgewählten Landwirtschaftsbetrieben des Projektgebiets wurde 2017 eine flächendeckende Biotopkartierung inkl. Bestandesdokumentation von Mutterbeständen durchgeführt. Dieser Ist-Zustand dient als Grundlage für konkrete Bepflanzungsvorschläge, welche in Zusammenarbeit mit den Eigentümern bzw. Bewirtschaftern aufbereitet und in weiterer Folge auch umgesetzt werden sollen.
Die Biotopkartierung erfolgte nach der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen Kärntens aus dem Jahr 2010 (Amt der Kärntner Landesregierung: Kärntner Naturschutzberichte, Band 13. Klagenfurt).