Fachtagung 2010 - ein Rückblick

Die Arge NATURSCHUTZ und das Land Kärnten (Abt. 20-Landesplanung, Naturschutz-Ländliche Entwicklung) veranstaltete am 29. September 2010 im Rahmen des Bildungsprogramms Natur und Landschaft die jährliche Fachtagung.
Heuer fand diese in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer, der Marktgemeinde St. Jakob im Rosental und des Vereins LE.NA. im Kulturhaus der Marktgemeinde statt, wo rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßt werden konnten.
Die Vereinten Nationen haben die Bedeutung der biologische Vielfalt - Biodiversität - erkannt und - um auf die dramatischen Folgen des Artensterbens aufmerksam zu machen - das Jahr 2010 zum Internationalen Jahr der biologischen Vielfalt erklärt. Traditionelle Kulturlandschaften weisen eine hohe Arten- und Biotop-Vielfalt auf, wobei eindeutige Zusammenhänge zwischen Nutzungsintensität, Landschaftsstruktur und biologischer Vielfalt bestehen.
Dies versuchte Universitätsprofessor Dr. Wolfgang Holzner (Universität für Bodenkultur, Wien) in seinem Impulsvortrag auch darzustellen. Er sprach davon, dass Biodiversität eine dynamische Qualität ist und diese nicht "geschützt" werden kann – es muss ihr die Möglichkeit gegeben werden, sich zu entfalten. Wir erhalten die Biodiversität außerdem nicht für sie selbst, sondern für uns. Die Biodiversität muss zwar durch Eingriffe gefördert werden, die jedoch nicht zu intensiv werden dürfen. Dies wird konkret an Ackerbrachen und Säumen deutlich.
Dr. Roman Fantur (AdKL, Abt. 20-Naturschutz-Ländliche Entwicklung) informierte über durchgeführte Naturschutzprojekte in Kärnten und gab einen kurzen Ausblick auf künftige Förderschienen.
Im Anschluss daran sprach Mag. DI (FH) Johann Wagner (AdKL, Abt. 20-Naturschutz-Schutzgebietswesen) über Kulturlandschaft und Schutzgebiete am Beispiel des „Natura 2000-Gebietes Fronwiesen“. Die Fronwiesen wurde im Jahre 2002 als eine von insgesamt 33 Natura 2000-Gebieten an die Europäische Kommission gemeldet, weil es sich um ein einzigartig erhaltenes Magerwiesengebiet von europäischer Bedeutung handelt. Eine extensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung war Voraussetzung für eine hohe biologische Arten- und Lebensraumvielfalt.
Im Folgenden berichtete DI Gerhild Wulz-Primus und DI Roland Schiegl (beide Arge NATURSCHUTZ) im Gespräch mit Michael Notsch und Josef Fugger (Landwirte aus Kanin) über Artenschutzprojekte im Rosental. Einerseite wurde ein Orchideenmonitoring im Natura 2000-Gebiet Fronwiese beschrieben, andererseits ein Narzissenprojekt in Kanin. Bei beiden Projekten geht es um Beobachtungen der einzelnen Pflanzenart, um mehr über Verbreitung, Blühfähigkeit und Bewirtschaftungseinflüsse zu erfahren. Kernaussage beider Projekte war, dass ohne eine extensive Bewirtschaftung die Pflanzenarten nicht weiter bestehen können.
Den Abschlussvortrag am Vormittag hielt DI Robert Unglaub (Büro Archi Noah), der das Interreg-Projekt „Alternative Nutzungsmöglichkeiten von extensivem Grünland –Naturschutzherde Kärnten“ vorstellte. Unglaub sprach davon, dass für die naturschutzgerechte Pflege und Offenhaltung von wertvollem Grünland auf Extremstandorten (insbesondere Steilflächen) die Beweidung gegenüber der Mahd eine attraktive Alternative darstellt, da sie weniger arbeitsintensiv und daher auch mit geringeren Kosten verbunden ist.
Der Nachmittag wurde von Mag. Klaus Krainer (Arge NATURSCHUTZ) eingeleitet. Thema war das Kulturlandschaftprojekt Kärnten. Hier berichteten Andreas Olipitz, Christoph Kramser und Stefan Tschinderle über Umsetzungsmaßnahmen am eigenen landwirtschaftlichen Betrieb.
Die weiteren Vorträge fanden im Rahmen einer Exkursion am Tallacher Feld und im Natura 2000-Gebiet Fronwiese statt. Informationen gab es hier von Franz Jahn und DI (FH) Christian Tamegger (Kärntner Saatbau) über das Einsaatprojekt „SALVERE“. Hier wurde versuchsweise eine frisch gefräste Maßnahmenfläche im Juli und August 2009 mit Heudrusch und Grünschnitt eingesät. Das Ergebnis nach rund einem Jahr konnten die Exkursionsteilnehmer/-innen selber beurteilen.
Den Abschluss der Exkursion bildete der Besuch des Natura 2000-Gebietes, wo neben Besichtigung einer Umsetzungsmaßnahme aus dem Jahr 2005, auch eine Gerätevorführung der Firma ROKO Transport GesmbH von Holger Kollmann aus Metnitz stattfand. Im Rahmen der Gerätevorführung wurde eine verbuschte Fläche gefräst, um wieder wertvolle Magerwiesenfläche zu gewinnen. Die Einsaat mit speziellem Saatgut wird im Frühjahr 2011 durchgeführt.