40 Jahre "Aktion Rettet die Frösche" in Kärnten

Im Jahr 1983 wurden in Kärnten erstmalig Amphibienschutzaktivitäten an Straßen gesetzt. Engagierte Naturschützer bauten in Eigenregie Schutzzäune entlang von Straßenabschnitten und organisierten eine Betreuung der Strecken für mehrere Wochen.
Die allererste Strecke war in der Nähe von Ferlach und wurde von der Naturschutzjugend unter der Leitung von Cäcilia Wieltschnig betreut. Im Verlauf der folgenden Jahre wurden im gesamten Landesgebiet weitere Schutzzäune aufgestellt. Zu diesen Wanderstrecken zählten zwei Straßenabschnitte im Bereich von Klagenfurt, eine in der Nähe von Villach, eine in der Nähe von Mittertrixen und eine weitere im Bereich von Nötsch.
Im Jahr 1988 kam es zu einer umfangreichen vom WWF durchgeführten Bestandserhebung von Amphibienwanderstrecken auf Straßen in ganz Österreich. In Kärnten wurden 134 Straßenabschnitte mit Amphibienwanderung gezählt. Im selben Jahr wurden von Frau Mag. Backé im Zuge eines Schulprojektes am Bundesgymnasium Jergitsch-Straße alle beim Amt der Kärntner Landesregierung gemeldeten Amphibienlebensräume dokumentiert (Lokalisation, fotografische Darstellung, Maßnahmen für weitere Schutzmaßnahmen).
Außerdem wurde die landesweite Schutzaktion erstmalig im Auftrag der Kärntner Landesregierung von Herrn Dr. Kurt Rakobitsch organisiert und koodiniert.
Das Jahr 1989 wurde vom Amt der Kärntner Landesregierung zum "Jahr der Frösche" erklärt und bildete den Startpunkt einer landesweiten Amphibienschutzaktion. Im selben Jahr wurde auch der erste "Krötentunnel" in Kärnten eingebaut - in Wernberg bei Villach.
Im Jahr 1990 wurde die Schutzaktion von Herrn DI Karl Krachler betreut. Seit 1991 ist die Arge NATURSCHUTZ mit der Koordination und Organisation dieser landesweiten Naturschutzaktion betraut. Im Vordergrund stand zunächst die Sicherstellung der personellen Betreuung der damals 73 bekannten Amphibienwanderstrecken. Im Verlauf der nachfolgenden Jahre wurden einerseits die Kontakte zu den Betreuern und Zaunaufstellern intensiviert, andererseits wurde an der Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen im Bereich der bestehenden Amphibienwanderstrecken gearbeitet.
Seit 1995 Jahren werden wissenschaftliche Untersuchungen wie die Untersuchung der Laichgewässer vor und nach der Laichwanderung, die Kartierung des Umlandes von Laichgewässern sowie spezielle Amphibienuntersuchungen durchgeführt. Außerdem wurden erstmals so genannte Aktionstage an einer Amphibienwanderstrecke zur Zeit der Amphibienwanderung am Abend durchgeführt.
Unter der Leitung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Angelegenheiten wurde 1996 erstmals ein Arbeitsausschuss bei der Forschungsgesellschaft für das Verkehrs- und Straßenwesen einberufen, der Kriterien für bauliche Anlagen zum "Amphibienschutz an Straßen" erarbeitete. Die Richtlinie RVS 04.03.11 "Amphibienschutz an Straßen" fasste erstmals für Österreich den Stand der Technik zu diesem Thema zusammen, wurde im September 2003 für alle Autobahnen und Schnellstraßen verbindlich erklärt und 2017 aktualisiert.
Im Jahr 1999 wurde das Informationsblatt, der so genannte "Froschklauber", ins Leben gerufen, welcher mittlerweile zweimal jährlich an alle ehrenamtlichen Helfer sowie Straßenmeistereien, Gemeinden und sonstigen Einrichtungen, die sich aktiv an der "Aktion Rettet die Frösche beteiligen", versendet.
In den Jahren 2002 bis 2006 wurden die landesweiten Aktivitäten zum Amphibienschutz über die INTERREG III A Projekte weitergeführt. In enger Zusammenarbeit mit Partner-Institutionen aus Österreich, Slowenien und Italien konnten vielfältige Maßnahmen zum Amphibienschutz umgesetzt sowie eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt werden. So wurde z. B. eine eigene Homepage "www.amphibienschutz.at" eingerichtet und 2003 eine internationale Tagung zum Thema "Amphibienschutz im Alpen-Adria-Raum" in Kärnten abgewickelt.
In den darauffolgenden Jahren lagen die Schwerpunkte in der Optimierung der Schutzmaßnahmen sowohl bei der Zaun-Kübel-Methode als auch beim Einbau von Tunnel-Leitanlagen, der Rekrutierung von ehrenamtlichen Helfern, die Fort- und Weiterbildung, in einer umfassenden Öffentlichkeitsarbeit in Form von Presseaussendungen, Fernsehbeiträgen, die Teilnahme an diversen Tagungen und Arbeitsgruppen zum Thema Feldherpetologie und seit einigen Jahren die Errichtung von Zusatzgewässern.
Mit dem Bekanntwerden vom dramatischen Amphibiensterben, ausgelöst durch verschiedene Pilze, wurden auch in Kärnten entsprechende Untersuchungen durchgeführt, die in Zusammenarbeit mit dem Österr. Gesellschaft für Herpetologie fortgesetzt werden.
Nach nunmehr 40 Jahren ist das Thema "Amphibienschutz" ein Zugpferd im Kärntner Naturschutz. Dieses Projekt ist kärntenweit bekannt und weithin akzeptiert. Das zeigt auch das große Interesse, denn immer wieder werden neue Straßenabschnitte mit verstärkter Frühjahrswanderung der Amphibien von der Bevölkerung gemeldet und auch die Bereitschaft, sich aktiv am Amphibienschutz zu beteiligen.