Der Feuersalamander – Lurch des Jahres 2016

Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) hat den Feuersalamander zum Lurch des Jahres 2016 ernannt. Auf diese Weise wird eine der auffälligsten und in Europa weit verbreiteten Amphibienarten in den Fokus des Arten- und Naturschutzes gerückt.
Um einen Überblick über aktuelle Feuersalamander-Vorkommen in Kärnten zu gewinnen, bitten wir unsere Mitglieder, Freunde und Interessierte, sich an der Suche nach dem Feuersalamander zu beteiligen.
Sollten Sie Feuersalamander entdecken oder Standorte kennen, melden Sie uns Ihre Beobachtungen bitte mit Angabe von Datum und Uhrzeit, Fundort, Anzahl der gesichteten Tiere und Name des Finders über das Kontaktformular. Wenn möglich senden Sie uns bitte auch ein Foto ("office" und "Klammeraffe" und "arge-naturschutz.at"). - Vielen Dank!
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Steckbrief des Feuersalamanders
- Wissenschaftliche Artbezeichnung: Salamandra salamandra
- derzeit 13–14 wissenschaftlich benannte Unterarten, die vor allem in Spanien verbreitet sind
- kräftig gebauter, landlebender Schwanzlurch mit breitem, flachem Kopf, kurzen Gliedmaßen und rundem Schwanz
- Gesamtlänge meist 14–18 cm, in Südeuropa selten bis maximal 28 cm
- glatte, glänzende Haut mit Drüsenreihen beiderseits unterhalb der Rückenmitte und einem Paar großer Ohrdrüsen (Parotoiden) am Hinterkopf, aus denen bei Gefahr ein starkes Hautgift abgesondert wird, welches für Feinde beim Verschlucken tödlich wirken kann und die Lurche zugleich vor Infektionen der Haut schützt (für die menschliche Haut ist das Gift allerdings harmlos; dennoch sollte ein direkter Kontakt mit den Augen und Schleimhäuten vermieden werden)
- schwarz und gelb (selten orange bis rötlich) gefleckte oder gebänderte Rückenzeichnung, individuell und je nach Unterart sehr variabel
- Bauch schwarz bis grau oder schwach gelblich gefleckt
- Larven mit Außenkiemen und hellen Flecken an den Beinansätzen
Namensgebung, Historie
Die deutsche Bezeichnung der Art geht auf den Aberglauben zurück, dass dieser Lurch Feuer überleben und sein giftiges Hautsekret die Glut löschen würde. Schon die alten Römer hatten davor gewarnt, dass der Feuersalamander mit seinem Gift "ganze Völker vernichten" könne, und noch im Mittelalter unterstellte man ihm eine abnorme Giftigkeit: In den Brunnen gefallene Tiere sollten das Wasser vergiften, "der bloße Hauch seines Atems Menschen töten".
Verbreitung und Gefährdung
Der Feuersalamander besiedelt einen Großteil Europas. Die Art kommt von Portugal bis zu den Karpaten und von Nordwestdeutschland bis Südgriechenland vor. In Österreich wird der Feuersalamander als "potenziell gefährdet" oder "gefährdet" eingestuft, da es hier teilweise zu Populationseinbrüchen kam.
Der Lebensraum
Der Feuersalamander bevorzugt feuchtkühle, von Quellbächen durchzogene Laub- und Mischwälder. Als Verstecke an Land werden Totholz, Steine und Laub sowie Kleinsäugerbaue oder Erdlöcher genutzt.
Zum Absetzen der Larven dienen langsam fließende, nährstoffarme und kühle Gewässer mit Stillwasserbuchten oder Kolken; vor allem fischfreie Bäche, seltener auch Waldteiche und Tümpel. Bei der Wahl der Larvengewässer, Verstecke und Winterquartiere zeigen Feuersalamander eine hohe Ortstreue, können aber auch weitere Strecken zurücklegen.
Nahrung und Feinde
Sowohl Larven als auch juvenile und adulte Feuersalamander fressen fast jede Beute, die sie überwältigen können. An Land werden vor allem Nacktschnecken, Spinnen, Insekten und Regenwürmer verzehrt. Den wasserlebenden Salamanderlarven dienen Kleinkrebse, Insektenlarven und Bachröhrenwürmer als Nahrung.
Fressfeinde der Larven sind räuberische Fische, Insektenlarven und Flusskrebse, aber auch Wasserspitzmäuse, Vögel und ältere Salamanderlarven. Aufgrund ihrer Hautgifte haben adulte Feuersalamander nur wenige natürliche Feinde wie Igel, Dachse, Wildschweine oder Ratten.
Jahresaktivität
Die meiste Zeit verbringen die nachtaktiven Feuersalamander in Verstecken, die sie meist nur bei Regen und Temperaturen über 8 °C verlassen. In Mitteleuropa zieht sich der Feuersalamander im Spätherbst in frostfreie Überwinterungsquartiere im Waldboden oder in Höhlen, alten Bergwerksstollen und Gebäudekellern zurück, wo er in eine Winterstarre verfällt.
Die Aktivitätsphase beginnt bei steigenden Temperaturen und Niederschlagsmengen meist im Februar oder März. In milden Wintern und klimatisch günstigen Regionen können aktive Tiere aber das ganze Jahr über beobachtet werden. Durch die Aktivität der larvenabsetzenden Weibchen kommt es zu einem Maximum zwischen März und Mai (ein zweites Aktivitätsmaximum wird oft von September bis November beobachtet).
Pro Weibchen werden zwischen 10 und 70 kiementragende, weit entwickelte Larven gleichzeitig oder über mehrere Nächte verteilt in geeignete Gewässer abgesetzt. Die aquatische Entwicklung der Larven dauert in Mitteleuropa etwa 2–5 Monate. Die 5–7 cm langen Jungtiere gehen meist von Juni bis September an Land.
Gefährdung
Gefährdungsursachen sind vor allem die Vernichtung seiner Lebensräume durch intensive forstliche Nutzung von Laubmischwäldern, deren Zerschneidung durch Straßenbau sowie wasserbauliche Maßnahmen und Besatz mit Fischen in den Larvengewässern. Aber auch der zunehmende Freizeitverkehr auf Waldwegen und ein neuerdings auftretender Hautpilz bedrohen den Lurch des Jahres 2016.
Wichtige Gefährdungsursachen sind:
- Entwaldung von Laub- und Mischwäldern sowie in Privatwäldern Aufforstungen mit Nadelbaum-Monokulturen
- Beseitigung von Totholz, Mauerspalten, Stein- und Holzhaufen, Hecken, Gehölzstreifen und Verschluss von alten Stolleneingängen
- Ausbau des Verkehrsnetzes und Siedlungsbau
- Zunehmender, freizeitbedingter Verkehr auf Waldwegen in der Dämmerung
- Fallenwirkung von Gullys und Sickerschächten
- Ausbau, Bebauung und Begradigung kleiner Bachläufe (verstärkte Larvendrift)
- Gewässerverschmutzung, insbesondere durch Düngemitteleintrag
- Fischbesatz in natürlicherweise fischfreien Larvengewässern
- Bedrohung durch neu entdeckten Chytrid-Pilz
Schutz
Ein langfristiger, effektiver Schutz des Feuersalamanders ist nur durch die Erhaltung und Förderung des eng verzahnten Lebensraumkomplexes aus naturnahen Laub- und Mischwäldern sowie strukturreichen Bächen und Bacheinzugsgebieten zu erreichen.
Text: Dr. Philine Werner, Dr. Ulrich Schulte, Dr. Axel Kwet (DGHT-Arbeitsgruppe Feldherpetologie und Artenschutz)