Blumenwiesen Kärnten 2020-2021
Als "Blumenwiese" werden artenreiche Wiesen bezeichnet, die viele blühende krautige Pflanzen aufweisen. Solche Wiesen sind in vergangenen Jahrhunderten durch traditionelle landwirtschaftliche Nutzung entstanden. Heute sind viele dieser bunten Wiesen durch Intensivierung (z. B. Einsatz von Kunstdünger, Gras-Nachsaaten, häufigeres Mähen) verschwunden und damit Lebensraum für zahlreiche Kleintiere und Insekten wie Schmetterlinge, Wildbienen und Hummeln. Artenreiche Blumenwiesen können aber neu entwickelt oder angelegt werden, wie zahlreiche Initiativen zeigen.
Warum noch ein Blumenwiesen-Projekt, gibt es nicht schon genug Angebote? Warum soll ich mitmachen?
In den letzten Jahren war immer wieder zu Recht die Rede vom Bienensterben bzw. Insektensterben. Als Folge davon wurden vielerorts "bunte Bienenwiesen" angelegt. Meist wurde dafür einjähriges nicht heimisches Saatgut eingesetzt, welches nicht optimal für die heimische Tierwelt und in unseren Breiten nicht winterhart war. Daher mussten solche Wiesen jedes Jahr neu eingesät werden, der Nutzen für die Tierwelt beschränkte sich hauptsächlich auf wenige Blütenbesucher.
Die Wiesen, die über das Projekt "Blumenwiesen Kärnten" gefördert werden sollen, unterscheiden sich grundlegend von diesen "bunten Bienenwiesen", daher macht es in jedem Fall Sinn, mitzumachen!
Um welche Wiesen geht es?
Es geht vor allem um die artenreichen heimischen Wiesen, die über viele Jahrzehnte auf eher nährstoffarmen Böden extensiv bewirtschaftet worden sind. Durch die unterschiedlichen Standortgegebenheiten (Klima, Boden, Feuchtegrad, Nährstoffgehalt, Exposition) und wenig intensive Bewirtschaftung haben sich im Laufe der Jahre unterschiedlichste Wiesentypen entwickelt, in welchen viele teilweise auch seltene Pflanzen- und Tierarten, vor allem Insekten, vorkommen.
Derartige Wiesen enthalten natürlicherweise auch keine heimischen einjährigen Ackerbeikräuter wie Mohn, Kornblume, Kornrade oder Kamille.
Wer darf bei dem Projekt/bei der Aktion mitmachen?
Jeder, der mitmachen möchte und Grund besitzt, der sich zur Anlage oder Umwandlung einer Wiese eignet, ist dazu eingeladen, egal, ob Privatperson, Landwirt, Gemeinde, private oder öffentliche Institution, Wohngenossenschaft, Firma, etc. Kontaktieren Sie uns!
Wie groß muss die Fläche sein?
Ab einer Größe von wenigen Quadratmetern (100 m2 maschinell) kann man am Projekt teilnehmen.
Welche Flächen sind geeignet?
Sämtliche nicht mit Gehölzen bewachsene nicht allzu steile Äcker, bestehende Wiesen, Hausgärten, Wohnsiedlungen, grüne Gewerbeflächen, Straßenbegleitgrün, Brachen oder Grünland auf Firmengeländen sind geeignet.
Wer finanziert die Aktion?
Für das Projekt "Blumenwiesen Kärnten" wurde vom Land Kärnten auf Initiative von Landesrätin Sara Schaar eine begrenzte Fördersumme bereit gestellt.
Welche Kosten kommen auf mich zu?
Sämtliche Erstmaßnahmen zur Anlage einer artenreichen Blumenwiese sind zu 100 % gefördert.
Inkludiert sind Kosten für folgende Maßnahmen: Beratung, Koordination der Maßnahmen und Baubegleitung durch Mitarbeiter der Arge NATURSCHUTZ, Fräsen, Umbrucharbeiten, Oberbodenabtrag, Saatbettbereitung, Spezialsaatgut und Einsaat, Walzen, ev. Vertikutieren und Nachsaat.
Wie lange dauert es, bis sich eine schöne artenreiche Wiese entwickelt hat?
So wie ein stabiler, mächtiger und durch z. B. Wind und Schnee belastbarer Baum nicht in wenigen Wochen wächst, so dauert es auch einige Zeit, bis sich eine stabile Wiesengesellschaft entwickelt hat. Die tatsächliche Dauer hängt vom jeweiligen Standort und den jeweiligen Pflegemaßnahmen sowie den Wetterbedingungen in den ersten (zwei) Jahren ab.
Nicht jeder Boden eignet sich gleich gut, um schöne "bunte" Wiesen zu etablieren. Vor allem nährstoffreiche, kalkarme oder sehr feuchte Böden enthalten weniger blühende (und damit farbgebende) Kräuter, weil Gräser auf solchen Böden besser und stärker wachsen als die meisten Kräuter. Auf mageren, basischen und eher trockenen Böden können sich mit der richtigen Pflege jedoch schon in wenigen Jahren kräuterreiche und damit bunte Wiesen entwickeln.
Interessant zu wissen ist, dass sich das Erscheinungsbild der heimischen Wiesen im Jahresverlauf ändert. Je nach Jahreszeit zeigen sich bei einem Maximum etwa im Mai und Juni unterschiedliche Blüh- und damit auch Farbaspekte sowie Blühpausen im Spätsommer und Herbst.
Obwohl klar ist, dass vor allem bunte Wiesen für das Auge attraktiv sind, muss aber auch festgehalten werden, dass alle extensiv bewirtschafteten Wiesentypen, ob mehr oder weniger bunt, feucht oder trocken, etc., aus naturschutzfachlicher Sicht wertvoll sind!
Wie läuft die Betreuung organisatorisch ab?
Alle, die an dem Projekt interessiert sind, melden sich telefonisch bei der Arge NATURSCHUTZ. Im Telefongespräch werden vorerst die Rahmenbedingungen und Möglichkeiten besprochen. Bei Bedarf wird ein Besichtigungstermin der potenziellen Fläche vor Ort vereinbart. Ist eine Fläche geeignet, wird diese einer Fachjury vorgelegt, die über die Aufnahme in das Programm entscheidet.
Bei einer positiven Beurteilung der Fachjury werden alle nötigen Maßnahmen und ein Zeitplan für deren Umsetzung besprochen und in Form einer schriftlichen Vereinbarung festgehalten.
Der Start und die Umsetzung der Maßnahmen werden von einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin der Arge NATURSCHUTZ begleitet.
Um die weitere Pflege durch den Eigentümer der Fläche sicher zu stellen, ist geplant, zusätzlich zu der Vereinbarung ein Vertrag im Rahmen des Vertragssnaturschutzmodells mit dem Land Kärnten abzuschließen.
Wie muss ich die Wiese in Zukunft pflegen?
Die Wiesen müssen in der Regel (ein- bis) zweimal jährlich gemäht und das Mähgut abtransportiert werden. Dabei ist der frühest mögliche Zeitpunkt der ersten Mahd festgelegt. Die Fläche darf auch nicht gedüngt werden, damit die Gräser nicht überhand nehmen und die Kräuter verdrängen.
Wie lange muss ich mich an die Auflagen halten?
Die Vereinbarung und damit die Dauer der einzuhaltenden Auflagen wird auf eine Laufzeit von 7 Jahren abgeschlossen. Die lange Laufzeit macht deshalb Sinn, weil sich eine stabile artenreiche Wiesengesellschaft oft erst nach einigen Jahren entwickelt.
Was passiert, wenn ich die Auflagen nicht einhalten kann?
Wenn die Auflagen nicht eingehalten werden, dann müssen die Fördergelder zurückgezahlt werden. Ausnahme bilden Gründe höherer Gewalt (Naturereignisse wie Hochwasser, Sturm, Vermurung, schwere Krankheit, etc.). Die Einhaltung der Auflagen wird regelmäßig kontrolliert.
Blumenwiesen-Broschüre
Im Zuge des Projektes "Blumenwiesen Kärnten" wurde eine 44-seitige Broschüre rund um das Thema Blumenwiesen erstellt, welche gratis erhältlich ist und bei Interesse auch kostenlos verschickt wird.
Die neue Broschüre zum Thema Blumenwiesen gibt Hintergrundinfos zum Projekt "Blumenwiesen Kärnten 2020" und beschäftigt sich mit vielen Aspekten rund um das Thema Blumenwiesen.
Es wird zum Beispiel die Entstehung von Wiesen erklärt, Wiesentypen und Saatgutmischungen werden vorgestellt sowie typische in Blumenwiesen vorkommende Pflanzen- und Tierarten.
Ein Schwerpunkt liegt darin, Tipps für die Anlage und Pflege von Blumenwiesen zu geben.
Die Broschüre ist reich bebildert und im handlichen DIN A6-Format gestaltet.
Erste Ergebnisse 2020
Aufgrund des großen Interesses (über 350 Anmeldungen mit mehr als 400 Einzelflächen) und Corona-Einschränkungen konnte im Jahr 2020 nur ein Teil der positiv beurteilten Flächen, nämlich ca. 25.000 m2, neu eingesät werden.
Je nach Flächengröße kamen ein Traktor oder eine ferngesteuerte Spezialmaschine zum Einsatz, die in einem Arbeitsgang die vorhandene vorher abgemähte Grasnarbe gefräst, Saatgut ausgebracht und die Fläche leicht angewalzt haben.
Ergebnisse 2021
Nach Abwicklung im ersten Jahr konnten in diesem Jahr zahlreiche Interessenten in den Genuss der Neuanlage von Blumenwiesen kommen, die aufgrund der zeitlichen Einschränkung für die Einsaat im vergangenen Jahr nicht mehr bearbeitet werden konnten.
Insgesamt wurden auf 48 Flächen (43 Interessenten) je nach Flächengröße mit dem kleinen Arbeitsgerät oder mit dem schweren Traktor Blumenwiesen im Gesamtausmaß von 6,02 ha angelegt.
Ergebnisse 2022
Im Jahr 2022 wurde die auf 95 Interessenten (98 Projektflächen) angestiegene Projektliste aufgearbeitet.
- Auf 24 Flächen (bei 18 Interessenten) konnten Blumenwiesen im Ausmaß von 2,31 ha angelegt werden.
- Die vorgeschlagenen Flächen von 21 Interessenten konnten noch nicht bearbeitet werden, da seitens der Grundeigentümer noch keine entgültige Entscheidung getroffen wurde oder eine Umsetzung noch nicht möglich war oder weil die Flächen noch gar nicht besichtigt werden konnten.
- Bei 44 Interessenten wurde keine Blumenwiese angelegt, da die Eigentümer die Maßnahmen selbst durchgeführt oder storniert haben. In einigen Fällen wurden die vorgeschlagenen Flächen von den Bearbeitern als nicht geeignet für die Anlage einer Blumenwiese eingestuft.
Für 2023 sind noch einige Projektflächen zu bearbeiten.